Grosbous, eine Gemeinde mit kulturellem Engagement
Der Kanton Redingen, flächenmäßig der zweitgrößte der 12 Kantone des
Großherzogtums Luxemburgs, hatte früher eine stark betonte landwirtschaftliche Berufung.
Daß dieser im Westen des Landes, an Belgien grenzende Kanton, seinen Landcharakter im
wesentlichen beibehalten hat, ist auf touristischem Gebiet sicherlich zum Vorteil der
ganzen Region mit ihren rund 10.000 Einwohnern. So drängte sich in letzter Zeit immer
mehr die Notwendigkeit eines Touristenbüros auf, das nun seit 1995 seinen Sitz in der
Gemeinde Grosbous hat und von hier aus Informationen über den ganzen Kanton verteilt.
Seit den 80er Jahren macht sich im Kanton unverkennbar aber auch eine industrielle
Entwicklung spürbar, vor allem infolge der Vereinigung eines Großteils der Gemeinden zum
interkommunalen Syndikat 'De Réidener Kanton', der 1990 gegründet wurde und seinen Sitz
im Zentralort Redingen hat. Zu diesem gehört seit April 1994 auch die Gemeinde Grosbous.
Da die Industrie sich im wesentlichen auf einige speziell ausgewiesene Zonen beschränkt,
ist sie jedoch in keinerlei Hinsicht ein Hemmfaktor was die Lebensqualität und die
Attraktivität des Kantons darstellt.
Parallel zu dieser Entwicklung hat vor allem das Kulturleben im Kanton Redingen, und
besonders in der Gemeinde Grosbous, einen außergewöhnlichen Aufschwung erfahren.
In Eigeninitiative hatte Grosbous im Jahre 1993 ein historisches Schauspiel
organisiert, das auf die lokale Sagengestalt des Schankemännchen aufbaute
und ein in Luxemburg einmaliges Kulturereignis darstellte. Im Rhythmus von zwei Jahren
folgte dann die zweite Ausgabe dieser Veranstaltung: De Schënner-Steis (1995), und
eine dritte "Kale Räis" (1997). Rund 50 Laien-Schauspieler der Gemeinde
Grosbous sowie ein Großteil der Bevölkerung sind an diesem aufwendigen Kulturprojekt
beteiligt, das vom Kabarettisten Jemp Schuster geleitet wird.
Aber auch auf kantonaler Ebene ist Grosbous im Kulturbereich äußerst tätig und hat
bisher bei allen größeren Projekten, die gemeinschaftlich von den 10 Gemeinden
durchgeführt wurden, eine solidarische Haltung eingenommen, sowohl was die Organisation
als auch die aktive Beteiligung anbelangt. So im Jahre 1989, bei Gelegenheit der 150
jährigen Unabhängigkeitsfeier, die am 23. Juli im Kantonalhauptort Redingen begangen
wurde. Mit 4 Gruppen war die Gemeinde Grosbous beim feierlichen Umzug vertreten. Neben der
Musikgesellschaft waren drei Motivwagen mit dabei. Dargestellt wurde die Lohegewinnung,
das Kochen von Quetschekraut sowie ein Pfadfinderlager.
Auch im Jahre 1991, anläßlich der 150jährigen Gründungsfeier des Kantons Redingen
waren die Vertreter der Kulturkommission von Grosbous im Einsatz. Eine wesentliche Rolle
spielten sie ebenfalls 1994 bei der Schaffung eines kantonalen Kulturkomitees, das
speziell im Hinblick auf das große nationale Ereignis Luxemburg, europäische
Kulturstadt 1995 gegründet wurde. Wertvolle Dienste im Bereich der Informatik konnten
sie bei der Organisation von verschiedenen Gemeinschaftsaktionen anbieten. Wie z.B.
gelegentlich des Musikfestivals, das vom 7. bis 9. April in drei Ortschaften des Kantons
abgehalten wurde: Folscheid, Vichten und Ell. Alle 16 kantonalen Musikgesellschaften waren
hieran beteiligt. Insgesamt 250 Musikanten, in zwei Gruppen geteilt, brachten eine
hervorragende Leistung dar.
Am 10. Juni nahmen Vertreter aus dem Gesangverein von Grosbous am großen Galakonzert
in Beckerich teil, das auf
Anregung des kantonalen Kulturkomitees zustandekam und an dem mehr als 80 Sänger aus 20
Vereinen mitwirkten.
Auch bei der dritten gemeinsamen Aktion aus Anlaß des Kulturjahres 1995 war Grosbous
mit dabei, und zwar am Wochenende des 26. und 27. August in Colpach beim Schauspiel Heckespektakel,
das Amateurgruppen des Kantons Gelegenheit bot, ihr Können im Theaterbereich vorzutragen.
Vor der attraktiven Kulisse des Schloßparks der Mayrisch-Stiftung gaben die Pfadfinder
eine vielapplaudierte Variété-Einlage zum besten.
Beim literarisch-musikalischen Abend in Bettborn, am 1.Dezember, bestand der Beitrag
von Grosbous im Vorlesen eines Textes, in welchem Erinnerungen eines deutschen Gastes an
seinen früheren Aufenthalt in der Ortschaft erörtert wurden.
Auch im Jahre 1996 waren die Kulturinteressenten der Gemeinde Grosbous auf kantonaler
Ebene tätig. Am 23. Juni, anläßlich der 50-Jahrfeier zur Entstehung des Volksliedes Un
der Atert, beteiligten sie sich in Redingen am historischen Umzug durch die Ortschaft,
welcher unter dem Thema Liewen un der Atert wéi fréier figurierte.
Schließlich konnten sie ihre Mithilfe am 8. September in der Ortschaft Wahl anbieten,
wo die Journée du Patrimoine Rural et Artisanal gefeiert wurde, welche bereits
1995 im Rahmen der gemeinsamen kantonalen Kulturaktivitäten eingeplant war. Zentrum der
Attraktivitäten, die in der Ortschaft angeboten wurden,war das 1992 geschaffene Museum Thillenvogtei.
Jeannot Nehrenhausen
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